Als Andi 1998 sein erstes Praktikum im Verein Wiener Sozialprojekte, der Vorgängerorganisation der Suchthilfe Wien, machte, wusste er noch gar nicht, ob er diese Arbeit überhaupt machen will.
Schnell merkte er, wie sehr ihm der Arbeitsansatz der akzeptierenden Haltung gefällt. Um ins Change oder zu Streetwork zu kommen, braucht es keinen Termin. Man kann einfach da sein, wird ernst genommen, wird nicht auf die Suchterkrankung reduziert. Andi arbeitet mit den Menschen dahinter, begegnet ihnen auf Augenhöhe – mit Respekt. „Man schafft dadurch einen Raum, wo man auch Mensch sein kann”, sagt Andi.
Oft werden bei Menschen mit Suchterkrankung alle Probleme auf die Sucht bezogen. Die Leute sagen: “Krieg erstmal deine Sucht weg!” und geben der Person selbst die Schuld für ihre Situation, sagt Andi. Doch diese Menschen haben oft noch viele weitere Problemlagen: Armut, Behinderung etc. Und oft macht gerade diese Stigmatisierung den Menschen Probleme – die Art und Weise wie andere Menschen darüber werten.
„Als Streetworker auf der Straße ist es spannend, da man da quasi in das ‚Wohnzimmer‘ der Menschen hineingeht. Dadurch erreicht man Menschen, die es nicht in andere Institutionen bzw. ins Hilfssystem schaffen“, berichtet Andi aus seinem Arbeitsalltag.
Natürlich gebe es nicht so angenehme Tage bei der Arbeit auf der Straße, an denen krieche einem die Kälte vom Beton durch die Schuhsohle in die Knie. Aber grundsätzlich sei Andi gerne draußen. Er könnte nie den ganzen Tag vor dem Computer sitzen, da werde er unruhig. Und er mag vor allem seine Arbeit. “Es ergeben sich oft ganz andere Gespräche draußen. Diese Gespräche und vor allem das “Kontakten” sei ein ganz feines Arbeitsgerät. “Kann man sehr schwer erklären – was sehr ‘Gspüriges’ ist das”, sagt Andi, bevor er sich verabschiedet um sich für seinen Einsatz draußen fertig zu machen.