Julia

“Das ist sehr spannend. Du weißt nie, was passiert an dem Tag” sagt Julia. Wenn sie in ihre rote Dienstjacke schlüpft und mit ihrem Kolleg*innen loszieht, warten viele unterschiedliche und unvorhersehbare Aufgaben auf der Straße auf sie. Einmal muss ein Antrag bei der PVA gestellt werden, ein anderes Mal kümmert Julia sich um eine Person, die gerade einen Delogierungs-Bescheid bekommen hat und nicht mehr weiter weiß. Ein Trafikant sucht bei ihr Rat im Umgang mit einem Alkoholisierten, danach möchte eine Anrainerin wissen, wie sie einem obdachlosen Mann helfen kann. Ein wenig später trifft Julia einen Klienten, der Liebeskummer hat und einfach mal jemanden braucht, der ihm zuhört.

Die Arbeit mit Menschen, die von Krankheit und Armut betroffen sind, ist immer spannend, sagt Julia. Man muss jedes Mal neue Wege suchen. Was viele Außenstehende oft nicht wissen ist, dass manche Klient*innen große Schlafsäle in Notunterkünften nicht aushalten, sei es wegen der vielen Menschen dort und/oder aufgrund ihrer psychischen Erkrankung etc. Viele haben auch nicht den Überblick, wo welche Angebote genutzt werden können und wie man überhaupt zu einer Nächtigungsmöglichkeit kommt. Dafür sind Julia und ihre Kolleg*Innen die Ansprechpersonen.

“Es ist außerdem auch unser Job, den Passant*innen und Anrainer*innen die Lebenswelt armer und kranker Menschen im öffentlichen Raum näher zu bringen – wie deren Realität ausschaut.” Gleichzeitig ist es auch wichtig, den Klient*innen zu vermitteln, wie ihr Verhalten von anderen Menschen wahrgenommen wird und welche Auswirkungen es hat, sollten sie sich nicht an allgemeine Regeln halten. Denn alle Menschen in Wien müssen das.

Ziel ist ein verträgliches Mit- und Nebeneinander in Wien. Klar ist: der öffentliche Raum ist für alle da und man kann nicht Menschen verbannen, “nur weil sie nicht so aussehen, wie man das gerne hätte.” An Regeln halten müssen sich aber alle, da gibt es keine Ausnahme.